… Ich sass in der Eisenbahn, die mich Provinzbewohner in die Hauptstadt an eine Fachvereinspräsidententagung bringen sollte. Die morgendliche Stosszeit war vorüber, und ich hatte es mir einigermassen bequem machen können, ja ich hatte sogar genügend Platz, um meine Unterlagen auf dem kleinen Tischchen im Durchgang zu den oberstöckigen Abteilen zu platzieren. Noch waren die übrigen Sitze neben und jenseits des Tischchens leer, und ich konnte damit rechnen, in Ruhe nochmals die Traktandenliste studieren, die wichtigen Punkte durchsehen und meine Eingabe zu einem der heiklen Themen memorieren zu können. Mein beflissenes Kontrollieren der Uhr versicherte mir, dass sich der Zug fahrplanmässig in Bewegung setzte – ich hatte also allen meinen Pflichten Genüge getan. In diesem Augenblick näherte sich ein junger Mann mit spiegelnder, dunkler Sonnenbrille, einer abenteuerlichen Kopfbedeckung, einer Art Turban, türkisfarben, und in Leinenkleidung, nicht unelegant; ihm folgte eine ebenfalls noch junge Frau, schlank und etwas bleich im Gesicht.

Freundlich und artig fragte der Mann, ob es mich störe, wenn sie sich zu mir ans Tischchen setzten. Natürlich verneinte ich. Die beiden waren alles andere als aufdringlich; der junge Mann platzierte sich mir schräg gegenüber, und die junge Dame – wie sollte ich sie sonst bezeichnen – setzte sich mit ihren grauen Strümpfen im Schneidersitz neben mich. Gemütlich casual sollte unserer Reise sein, und die Dame deponierte auch ihre persönlichen Utensilien wie Halstuch, Spange, Taschenbuch und Etui rund um sich auf unsere Sitzbank.

Eine Vertraulichkeit umgab die beiden, und zog mich sogleich in ihren Bann. Ich ahnte bereits, dass mir meine Pflichten entgleiten würden.
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… andächtige Begegnung mit Tim, dem alpinen Rinderhirten und Mitschöpfer unserer sesshaften Kultur …