Lieber Aldous Huxley,

ich weiss natürlich, dass du längst verstorben bist, und gehe persönlich davon aus, dass du diese Zeilen nicht mehr lesen kannst – akzeptiere allerdings ohne weiteres andere Vorstellungen. Sollten wir also nach dem Tode doch gemütlich weiterleben, dann steht ja nichts dagegen, dass dir diese Zeilen zu Gesicht kommen.

Ich adressiere diesen Brief an dich aus zweierlei Gründen: Erstens wurde ich vor kurzem auf meine Meinung zu dir und zu deinen Gedanken von einem höchst sympathischen jungen Mann angesprochen, und da hatte ich keine Zeit meine Überlegungen zu sammeln und in nützlicher Frist darzulegen. Jenen Mann und seine Frage habe ich ja vor Kurzem auf einer dieser Seiten hier erwähnt, ebenso mein Bedauern über meine pflichtbedingte Verhinderung. Und zweitens ist es doch so, dass wir oft beim kritischen Lesen einer Schrift im Geiste stumme Worte an den Autor richten, uns also gleichsam virtuell mit ihm auseinandersetzen.

Es gibt noch einen dritten Grund für diese Zeilen an dich, der du längst tot bist: Dein Geist lebt weiter. Ob du es willst oder nicht. Das ist die Konsequenz eines geistreichen Lebens und einer geistvollen Tätigkeit, in deinem Falle des Schreibens; dein Geist lebt in deinen Worten weiter – und wirkt auch weiter. Zum Beispiel in den Worten jenes sympathischen jungen Schönen, der mich nach einem Kommentar meinerseits zu deinen Drogenschriften fragte.
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