… endlich wird etwas gegen die unerträgliche kulturelle Aneignung unternommen. Endlich hat der Vorgang überhaupt auch einen Namen: cultural appropriation. Dreadlocks, Rastas! Sie haben bei den Unsrigen nichts zu suchen. Dass solche Leute – auch wenn sie Landsleute sind – hier keine Musik mehr machen dürfen, ist völlig in Ordnung und sollte nur der Anfang sein. Reggae gehört ins Reggae-Land, nicht in die Schweiz. Man sollte noch viel schärfer gegen solche modischen Kulturvermischungen vorgehen, und Rastas unter den Unsrigen ganz einfach verbieten. Reggae-Musik ebenso. Die ganze Geschichte hat ja schon viel länger angefangen. Jazz – ein Kulturgemisch, eine Kultursauce. Gehört ins Ausland. Tango ebenfalls. Ja noch viel früher: Bach, Mozart, Schubert. Was haben die mit unserer Kultur zu tun? Nichts. Wir sollten uns wieder auf das Eigene besinnen, das ist erstens authentisch, und zweitens unverfänglich. Volksmusik. Sie gehört in die Kirchen und Konzertsäle. Mit ihr sind wir alle verbunden. Wagner wäre auch problemlos, schliesslich hat er hier gelebt – und hoffentlich auch Steuern bezahlt. Mendelssohn ist hier herumgereist und soll sogar eine Schweizer Symphonie geplant haben. Akzeptiert. Brahms eröffnete die Tonhalle in Zürich und dirigierte sein Triumphlied. Es ist also ein ausreichender Fundus an Musik vorhanden, und wir brauchen weder in die Karibik zu schielen und ihre Haartracht zu kopieren noch unser an Alphornklänge gewöhntes Gehör mit übernommener, aber kulturfremder Musik zu ruinieren. Mit den Frisuren nicht anders: Es sollte verboten sein, die Frisuren von Fussballstars oder Rockgrössen oder von Donald Trump zu kopieren. Sie alle haben ein Recht auf ihr – womöglich einziges – Alleinstellungsmerkmal.

Publiziert – mit Dank – als Leserbrief im St. Galler Tagblatt vom 29. August 2022 …